Viele Handwerksbetriebe denken beim Thema Online-Shop zuerst an große Händler oder Plattformen wie Amazon und Zalando. Aber: Ein Online-Shop ist längst nicht mehr nur etwas für den Handel. Immer mehr kleine und mittelständische Handwerksunternehmen entdecken, dass digitale Verkaufskanäle echte Chancen bieten, gerade in Branchen, in denen Digitalisierung bisher eher zurückhaltend umgesetzt wird.
Ob Schuhmacher, Steinmetz, Tischler oder Bäcker: Es gibt inzwischen handfeste Praxisbeispiele, die zeigen, wie man klassische Leistungen smart digitalisieren kann – ohne gleich ein Großkonzern sein zu müssen.
Ein Online-Shop ist im Kern ein digitaler Verkaufskanal, über den Kunden Produkte oder Dienstleistungen selbst auswählen, bestellen und bezahlen können.
Er kann ganz unterschiedlich aussehen: vom klassischen Warenkorb mit Versandprodukten bis hin zu digitalisierten Dienstleistungen, die online gebucht werden.
Im Handwerk kann ein Online-Shop zum Beispiel bedeuten:
Ein Online-Shop bietet für Handwerksbetriebe gleich mehrere praxisnahe Vorteile:
Ein zentraler Punkt ist die zeitliche Entkopplung. Kunden können rund um die Uhr Informationen einholen, Leistungen buchen oder Produkte kaufen – auch außerhalb der Öffnungszeiten. Dadurch entstehen zusätzliche Umsatzmöglichkeiten, ohne dass mehr Personal im Einsatz sein muss.
Ein weiterer Vorteil ist die Reichweite. Wer nur im Laden oder über Telefon verkauft, erreicht im Regelfall Menschen aus der Region. Ein Online-Shop macht Angebote überregional oder sogar bundesweit sichtbar – und erschließt damit Kundengruppen, die vorher unerreichbar waren.
Dazu kommt die Standardisierung von Prozessen. Häufig gestellte Anfragen, Preisnachfragen oder immer gleiche Arbeitsschritte können über den Shop automatisiert abgebildet werden. Das spart Zeit im Büro, im Laden und in der Werkstatt.
Auch das Thema Wiederverkauf spielt eine Rolle: Viele Handwerksleistungen oder Produkte (z. B. Pflegeprodukte, Ersatzteile, Geschenk-Gutscheine) lassen sich leicht in wiederkehrende Umsätze verwandeln – ohne, dass jedes Mal eine neue Anfrage kommt.
Und schließlich ist ein Online-Shop auch ein starkes Signal an bestehende und neue Käufer: Der Betrieb zeigt, dass er modern arbeitet, kundenorientiert denkt und niedrigschwellige Zugänge zu seinen Leistungen bietet.
Der Meisterbetrieb shoedoc aus Baden-Baden ist ein klassischer Schusterbetrieb. Statt wie üblich ausschließlich auf Laufkundschaft zu setzen, hat shoedoc ein klares digitales Angebot entwickelt: Kunden wählen online eine Reparaturleistung – z. B. Absatz erneuern, Sohle austauschen oder Nähte reparieren und schicken ihre Schuhe per Post ein. Nach der Reparatur werden die Schuhe zurückgesendet.
Warum das bemerkenswert ist: Das traditionelle Schuhmacherhandwerk war lange stark lokal verankert. Durch den Implementieren der Dienstleistung im Online-Shop (z. B. „Absatz erneuern für 29 €“) wird die Leistung standardisierbar, online buchbar und skalierbar.
Übertragbarkeit: Dieses Konzept eignet sich für alle Handwerke mit klar definierbaren Standardleistungen: Schlüsseldienste (z. B. Kopien nach Code), Schneiderateliers (z. B. Reißverschluss erneuern), Polsterbetriebe oder Reparaturwerkstätten.
Aufwand: Ein solcher Shop kann relativ einfach aufgebaut werden – wichtig ist ein klarer Prozess für Versand und Rückversand. Systeme wie Shopify oder WooCommerce reichen hier völlig aus.
Dein Steinmetz ist ein traditioneller Natursteinbetrieb, der Grabmale herstellt. Statt Kunden erst nach mehreren Beratungsterminen ein Angebot zu machen, können Interessierte direkt auf der Website Form, Material und Inschrift auswählen und ein individuelles Angebot erhalten – teils inklusive Preisangabe.
Warum das bemerkenswert ist: Steinmetzarbeiten galten lange als „nicht digitalisierbar“. Durch einen Konfigurator werden Gestaltung und Kalkulation in die Hände der Kunden gelegt. Das spart Beratungskapazitäten und beschleunigt den Auftragseingang.
Übertragbarkeit: Das Modell eignet sich besonders für Gewerke mit Maßanfertigungen wie Tischlereien, Metallbauer, Glaser oder Garten- und Landschaftsbauer.
Aufwand: Ein Konfigurator braucht zwar etwas mehr technische Einrichtung als ein Standardshop, ist aber mit bestehenden Tools gut umsetzbar.
Die Tischlerei meine möbelmanufaktur hat es geschafft, klassische Möbelanfertigungen zu digitalisieren. Kunden können online ihre Möbel selbst planen mit Maßen, Farben, sowie Innenaufteilung und sofort ein verbindliches Angebot erhalten. Die Fertigung findet in der eigenen Werkstatt statt.
Warum das bemerkenswert ist: Komplexe Individualaufträge werden so vereinheitlicht und digital abgebildet. Das entlastet die Kommunikation, verkürzt Entscheidungswege und öffnet die Tür zu einem überregionalen Kundenstamm.
Übertragbarkeit: Ähnliche Konzepte sind auch für Zimmereien, Treppenbauer, Metallbauer oder Küchenbauer denkbar.
Aufwand: Der Einstieg ist technisch machbar, erfordert aber ein durchdachtes Angebots- und Produktionssystem im Hintergrund.
Die Bäckerei Wippler aus Dresden verkauft ihren berühmten Christstollen längst nicht mehr nur im Laden, sondern bundesweit über einen eigenen Online-Shop. Kunden können das Produkt direkt bestellen, bezahlen und liefern lassen.
Warum das bemerkenswert ist: Saisonale, handwerklich hergestellte Produkte werden digital überregional vermarktet, ohne Filialnetz. Der Betrieb kombiniert Tradition mit einem sehr modernen Vertriebskanal.
Übertragbarkeit: Dieses Modell eignet sich für jede Art von handwerklich gefertigten Konsumgütern, z. B. Konditoreien, Metzgereien, Brauereien oder Keramikwerkstätten.
Aufwand: Ein klassischer Versandshop ist relativ einfach aufzusetzen – hier stehen Logistik und Verpackung im Vordergrund.
Du musst kein IT-Profi sein, um einen Online-Shop zu starten. Es gibt viele einfache und kostengünstige Wege, z. B.:
Tipp: Starte klein: Ein einfacher Shop mit 3–5 klaren Produkten oder Leistungen ist oft wirkungsvoller als ein unübersichtlicher „Katalog.
Bevor du live gehst, solltest du einige Punkte gut planen, damit dein Shop professionell aufgestellt ist:
Ganz wichtig: Nutze deinen Shop aktiv und verlinke ihn auf deiner Website, Social Media, Google My Business und Flyern.
Ein Online-Shop ist kein Luxusprojekt für Konzerne, sondern kann gerade für kleine und mittelständische Handwerksbetriebe ein echter Wettbewerbsvorteil sein:
Ob Schuster, Steinmetz, Tischler oder Bäcker – die Beispiele zeigen: Digitalisierung im Handwerk muss nicht kompliziert sein. Sie beginnt oft mit einem einfachen, smarten Online-Shop.