Aktuelle Studie zur Digitalisierung –
Ergebnisse aus dem Bau- und Ausbauhandwerk
Das „Digitalisierungsbarometer“ wird gefördert durch die Zukunftsinitiative „Handwerk 2025“ aus Baden-Württemberg.
Die Studie beschreibt den Digitalisierungsgrad von Handwerksunternehmen und stellt fest:
Die Umsetzung von Digitalisierung in Handwerksbetrieben hängt von grundlegenden Kriterien wie Alter, Betriebsgröße, Bildung sowie Umsatz und Standort ab.
Neuheit:
Erstmals wird in einer Studie das Handwerk betreffend der Digitalisierungsgrad in einer 360 Grad Perspektive betrachtet. Neben den Handwerksbetrieben wurden auch die Einschätzungen von Kunden und Fachkräften von morgen (Jugendlichen) mit in die Befragung einbezogen. Diese unterschiedlichen Perspektiven machen es möglich ein objektiveres Bild der Situation zu erhalten
Zwei Vorbemerkungen zur Studie:
Der Fokus der Studie lag in Baden-Würtemberg, zusätzlich wurden bundesweite Befragungen durchgeführt, die einen allgemeinen Rückschluss auf die Situation in ganz Deutschland nahelegen.
Eine inhaltliche Einschränkung betrifft die Gewerke, es wurden ausschließlich das Bau- und Ausbauhandwerks befragt. Allerdings bilden diese, laut den Studienmachern zumindest in Baden-Württemberg, einen Großteil der Handwerkslandschaft ab und lassen dadurch Rückschlüsse auf das Handwerk allgemein zu.
*Natürlich gibt es immer auch Eigenheiten in den einzelnen Gewerken und Ausnahmen, die in der Betrachtung der Studie keine Rolle spielen.
Folgende Ergebnisse sind der Kern der Studie:
1. Corona ist kein Treiber der Digitalisierung.
Corona ist weniger der Treiber der Digitalisierung als in anderen Bereichen des Arbeitsmarktes, da sich Handwerk größtenteils nicht im Home-Office ausführen lässt. Lediglich 10 % der Betriebe wollen aufgrund der Pandemie verstärkt in ihre Digitalisierung investieren.
2. Gewerk ist weniger entscheidend als Alter und Betriebsgröße.
Es zeigt sich, dass die Unterschiede in der Entwicklung der digitalen Themen weniger in den Gewerken liegt, als vor allem in den Betriebsgrößen und beim Alter der Betriebsinhaber.
3. Positive Veränderungen durch Digitalisierung werden gesehen, führen aber nicht unbedingt zur Umsetzung des Themas.
Die Mehrheit der Handwerker ist sich sicher, dass sich das Handwerk positiv durch die Digitalisierung verändern wird. 45% stimmen dieser Aussage zu, nur 8% widersprechen. Vor allem die älteren Befragten begegnen dem Thema skeptisch, der Gruppe der über 50-jährigen fällt es am schwersten altbekannte Strukturen zu verlassen bzw. vertraute Routinen aufzugeben.
4. Digitalisierung ist eine Frage der Frage der Ressourcen.
Umsatzstärkere und größere Betriebe sind häufig aufgeschlossener ihre Prozesse zu digitalisieren. Kleinere Betriebe haben nicht die Zeit und die finanziellen Mittel sich zusätzlich zum Hauptgeschäft noch um Themen der Digitalisierung zu kümmern, solange es nicht essenziell ist.
5. Es gibt kaum Digitalisierungsstrategien in den Handwerksbetrieben.
Digitalisierung im Handwerk ist häufig von punktuellen Maßnahmen geprägt, so geben laut Studie nur 12 % der Befragten an, eine langfristige Strategie zu verfolgen.
6. IT-Sicherheit ist ein wichtiges Kriterium.
Das Thema IT-Sicherheit und Datenschutz und der Umgang mit der DSGVO wird als relevant eingestuft und im Unternehmen umgesetzt und beachtet.
7. Mitnahme der Mitarbeitenden und Qualifizierung ist essentziell.
39% der Befragten ist wichtig das Thema Digitale Kompetenz auch im Bereich der Mitarbeiterqualifizierung umzusetzen und entsprechende Weiterbildung zu fördern.
8. Internetpräsenz ist flächendeckend vorhanden, aber nicht immer aktuell – weitere Online-Kanäle werden noch nicht häufig genutzt.
Es gibt noch immer Handwerksunternehmen ohne Website. Positiv ist, dass immerhin 95% der Handwerksbetriebe ihren Internetauftritt, wenn vorhanden, mindestens einmal im Jahr aktualisieren, mehr als zweidrittel sogar halbjährlich oder häufiger. Weiterhin nicht optimal wird das Thema Suchmaschinenoptimierung umgesetzt, nicht einmal jeder zweite Unternehmer kümmert sich um Sichtbarkeit im Internet. Zusätzliche Kundenservices wie ein Online-Konfigurator oder Terminvergabe auf der Website finden sich nur selten. Die Nutzung von Messaging-Diensten und Sozialen Medien für Kundenakquise und im Kundenkontakt sowie als Servicekanal ist nur wenig verbreitet. Auch die Nutzung von Plattformen zur Auftragsvermittlung (23%) sowie für Empfehlungen (29%) fällt gering aus.
9. Angebote per Branchesoftware sind etabliert.
Das Thema Geschäftsprozesse ist in vielen Betrieben bereits „digital“. Immerhin 73% der Befragten nutzen zur Angebotserstellung und Kalkulation Branchensoftware und auch die digitale Anbindung an Hersteller und Handel wird bereits bei über 50% der Betriebe umgesetzt. Weniger genutzt wird Software im Bereich Ressourcenplanung und Projektsteuerung.
10. Es gibt Unterschiede zwischen Land und Stadt.
Eine deutliche Barriere bei der Digitalisierung stellt die lokale Infrastruktur da. Dabei geht es vor allem um die Versorgung mit Breitbandanschlüssen, die als Voraussetzung für den Einsatz digitaler Instrumente nötig sind. Hier wird ein großer Unterscheid zwischen Land und Stadt sichtbar.
Die Ergebnisse zeigen, was bereits bekannt ist. Es gibt gerade im Handwerk in den kleinen und mittleren Betriebsgrößen noch viel Potenzial für die digitale Transformation.
Stand: November 2020
Weiterführende Links:
Beitrag Zukunftsinitiative Handwerk 2025
Beitrag Deutsche Handwerks Zeitung
Beitrag vom Zentralverband des deutschen Handwerks
Link zur Kurzfassung der Studie:
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